Reutlinger Generalanzeiger, 19.11.2010
Von den Streichquartett-Bearbeitungen für Orchester, darunter die mit Gefühl und feiner Klangkultur musizierte Cavatina aus Beethovens Opus 130, machte vor allem das f-Moll-Quartett von Reinhard Schwarz-Schilling aus dem Jahr 1932 großen und bewegenden Eindruck. Ein umfangreiches, in die Tiefe gehendes Werk wie eine antike Tragödie: herb und dicht und schicksalhaft hart und mit Klage beschwert. Dies alles ohne großes Pathos, aber mit eindringlicher und starker Gebärde. Und mit einer Meisterschaft des Satzes geschrieben, die größte Bewunderung verdient.
Die Gäste aus München haben dieses Quartett, das die orchestrale Verstärkung wesensmäßig verlangt, mit Christoph Schlüren großartig musiziert. Nicht nur in spieltechnischer Hinsicht, wo sehr viel verlangt wird, sondern auch in der ergreifenden klanglichen Aussage. Konzentriert und mit Hingabe. Kontrastfähig. Linienmächtig. Weit in der Dynamik. Mit Innenspannung und einer Achtsamkeit, die sich nicht zuletzt darin bewiesen hat, dass einzelne Bögen oder Satzschlüsse nicht einfach aufhören, sondern dass hier Töne zu einem Ende gebracht werden.
Bachs Violinkonzert in E-Dur spielt Rebekka Hartmann technisch perfekt, ja brillant und mit einem Temperament und einem kühnen Zug nach vorn in den schnellen Sätzen, dass solche Virtuosität verblüfft – aber die musikalische Bindung ist bei ihr immer da. Auch an das Orchester. Bach mit Feuer und bedingungslos klar und frisch.